Der Begriff vary lango kommt aus dem Dialekt aus dem Norden von Madagaskar und bezeichnet den Reis, der noch nicht ganz reif ist, aber schon geerntet wird. Es gibt nichts Falsches darin, das ist die Definition.
Die Gründe, warum man das tut, können das duftende Aroma sein oder dass man ein bisschen Reis für die hungernden Kinder braucht.
Diese Praktiken kennen nicht mehr viele, auch die jungen Leute aus der Region oft nicht. Das heißt nicht, dass es keine Not mehr gibt, sondern man sucht andere Auswege:
- Heute kann man auf dem Bazar relativ viel erhalten, man braucht nur Geld.
- In den Läden wird Importreis verkauft. Die Regierung tätigt solche Importe, um die Zeit bis zur Ernte zu überbrücken.
Man misst den Reis selten in Kilo sondern in Daba (Ölbehälter). Sowohl für den Bazar als auch im Laden wird Geld benötigt. Das Geld leihen sie bei den Geldgebern, die Rückzahlung erfolgt durch eine Lieferung von Produkten, meistens Vanille, die ganz unter Preis gehandelt wurde.
Manche andere leihen kein Geld, sondern holen ihren Reis direkt bei den Gebern. Auch dort erfolgt die Rückzahlung in doppelter Höhe.
Alle diese Verfahren funktionieren. Der Vorrat wird mit der Begleichung der Schulden jedoch sofort wieder geschmälert. Man ahnt, dass sich ein Kreislauf in Gang setzt.
Unser Verein wurde Vary lango genannt, um sich mit dieser Problematik der Nahrungsmittelknappheit auseinander zu setzen. Es gilt sie zu vermeiden. Auf der anderen Seite will Vary lango auch Hoffnung geben. Denn nach mehreren Monaten ohne Reis, wenn der Reis schon das Stadion der lango erreicht, heißt dies, dass es nicht mehr lange dauert, bis man wieder satt wird.
Das Verb heißt milango = „auf dem halben Weg zur Reifung“.
Weitere Begriffe bezüglich des Reisarbeitprozess sind:
Mifira: Tavy wird angelegt, d.h. das Feld wird geschnitten und zum Trocknen vorbereitet;
Mandoro (Magnoro): Das trockene Gras wird mit Feuer beseitigt.
Mamboly: Auf dem Tavy oder Jinja wird die Reissaat mittels spitzen Stock in den kahlen Boden gesteckt. Manetsa wird nur für Wasserreis verwendet.
Mikapa: Wenn der Reis keimt, keimt auch Unkraut mit. Dieses muss man jäten.
Bekibo: Bevor die Blüten aus dem Halm treten, ist der Halm besonders dick. Dann sind die Reispflanzen „schwanger“ = bekibo.
Maneraka: Wenn der Reis blüht, heißt das: maneraka. Man sagt nicht miteraka, sondern maneraka.
Milango: Zuerst zeigt die Spitze nach oben, später krümmt sich die Staude nach unten. Die Reiskörner bilden sich aus der Milch zum festen Korn. Bis hierher sind mindestens vier Monate vergangen. Noch ist alles grün aber nicht mehr milchig, bald werden die Enden der Stauden gelb, das andere Teil ist noch grün. So sagen die Bauern: milango ny vary. Es verbleiben zwei oder drei Wochen, dann heißt es matoy vary.
Matoy vary: Der Reis ist erntefähig. Alle sind glücklich.